Am 04.05.2022 erhielten die Klassenstufen 10, 11 und 12 einen Vortrag zum Thema Rechtsextremismus. Manuel Bauer, der den Vortrag hielt, kommt gebürtig aus dem Norden Sachsens und ist heute 43 Jahre alt.
Zunächst betonte Bauer, dass niemand als Rechtsextremist geboren wird. Er meinte, dass diese Lebensart vor allem vom sozialen Umfeld abhängt. Er verglich dies damit, dass Menschen, die in einer stark religiösen Familie aufwachsen, ihre Leben auch oftmals stark religiös weiterführen. Herr Bauer beschreibt daraufhin, wie er selbst aufgewachsen ist. Er lebte damals noch in der DDR, in der es noch sogenannte Pionierlager gab, die seine Freunde und er gerne besuchten. Sie wuchsen nach antikapitalistischem Lifestyle auf. Der Kapitalismus war in der DDR ohnehin ein Thema, das stark niedergemacht worden war.
Nach dem Zusammenbruch der DDR verloren die meisten Menschen, die dort lebten, ihre Arbeit und ihre Freunde. Außerdem konnten die Pionierlager, welche der Jugend größtenteils Spaß bereitet hatten, in der vorherigen Form nicht mehr stattfinden. Dadurch hatten die Jugendlichen aus der DDR Angst und fühlten sich unsicher. Aus Herrn Bauers Mitschülern und Freunden wurden Kameraden und Gesinnungsgenossen.
Am Anfang wurde man als Jugendlicher inspiriert und man fand Gefallen am Zusammengehörigkeitsgefühl. Man war also zunächst nur ein Mitläufer, da man sich vom Freundes- und Bekanntenkreis hat mitziehen lassen. Dabei spielte Musik eine bedeutsame Rolle. Sie unterstrich das Zusammengehörigkeitsgefühl und diente als psychologisches Rekrutierungsmittel. Beispielsweise bei einem Konzert eines Musikers oder einer Band ist dieses Zusammengehörigkeitsgefühl auch vorhanden. Jeder ist dem Andern sympathisch, weil sie ja anscheinend den gleichen Musikgeschmack teilen. Die Musik der rechten Szene bewirkt, dass Emotionen geweckt oder gestärkt werden und dass Werte übermittelt werden. Durch gezielte Nutzung dieser Methode kann man vor allem Jugendliche stark beeinflussen.
Manuel Bauer teilte uns mit, dass man in der rechten Szene Menschen von bedrohlichem äußerem Erscheinungsbild als „Zecken“ bezeichnet. Danach erzählte er uns von seinem ersten Gewaltakt aus rechtsradikalen Beweggründen. Dabei spielten seine Freunde, die ihn dabei anfeuerten, eine bedeutende Rolle. Womöglich wäre der gewaltsame Übergriff ohne die Zusprüche seiner Freunde weniger ausgeartet, als mit den Zusprüchen jener.
Anschließend berichtete er, dass Rechtsextreme mit urbanem Style heute als Nipster bezeichnet werden. Das Wort „Nipster“ setzt sich aus den Wörtern „Nazi“ und „Hipster“ zusammen.
Danach informierte er uns über die Kameradschaftsschulung, wobei die „Rassenlehre“ für Rechtsextremisten eine bedeutende Rolle spielt. Außerdem wurden in der Kameradschaftsschulung anatomische Vergleiche, beispielsweise anhand eines Schädels eines Gorillas und zweier Menschen vorgeführt, der eine hellhäutig, der andere dunkelhäutig. An diesem Punkt nannte Herr Bauer ein weiteres Beispiel. Er berichtete von einem Anschlag auf ein Ausländerheim, an dem auch er beteiligt war. Seine Kameraden und er warfen Molotowcocktails auf und in das Gebäude.
Danach erklärte er, dass sich die rechte Szene vor allem durch verschiedene Geschäftszweige und Reinvestitionen finanziert. Anschließend erfuhren wir, dass es laut der Szene nur drei Verhaltensweisen gibt: die animalische Verhaltensweise, die amerikanische Verhaltensweise und die jüdische Verhaltensweise. Im Verlauf seiner Erläuterung hing er zwei weitere Gewaltakte aus rechtsradikalen Beweggründen als Beispiele an. Er meinte, dass seine Kameraden für ihn seine Familie bildeten, da das Verhältnis von ihm zu seiner eigentlichen Familie stark zerrüttet ist.
Nach seinem sehr lehrreichen und informierenden Vortrag beantwortete Herr Bauer noch einige offenstehende Fragen ausführlich. Mit einem respektvollen Applaus verabschiedeten sich die Schüler von ihm.
Im Namen der IGS Schönenberg-Kübelberg/Waldmohr bedanken sich die Klassenstufen 10, 11 und 12 für den Vortrag.