Seit Wochen wurde geprobt und seit Tagen gekocht: Das Fach Darstellendes Spiel inszenierte das Bühnenstück „Ein Mordsmenü", im Original von Helm Berg geschrieben. Die WPF-Gruppe Familie und Gesellschaft lieferte das passende 5-Gänge-Menü vom Feinsten. Eine perfekte Teamarbeit zweier Fachgruppen unter Regie ihrer Lehrerinnen Monika Cappel-Ludwig und Edith Klos-Urschel, beide leidenschaftliche Vertreterinnen ihres Fachs und mit Leib und Seele dabei – auch, wenn es mehr als anstrengend war und krankheitsbedingte personelle Ausfälle bis zum Tag der Aufführung für Nervosität sorgten.
War es nun die Küchenchefin Madame Petite oder doch Amelie, die Assistentin der Chefin? Doch auch diese, Anneliese Fröhlich, Restaurantbesitzerin und Herausgeberin der Fachzeitschrift für Kulinarik mit dem vielversprechenden Titel „Lecker Schmecker", hatte ein Motiv. Und wer glaubte, die Kriminaloberkommissarin Roxana, dargestellt von Aleyna Ak, wäre frei von Verdacht, täuschte sich. Schließlich taucht sie wie aus dem Nichts auf und ermittelt, lechzend nach beruflichem Erfolg, munter drauf los. Ihre polizeiliche Laufbahn verlief bisher nämlich eher unspektakulär. Dies sollte sich doch bitteschön ändern.
Doch was war passiert? Vier Spitzenköche, in Deutschland bekannt wie bunte Hunde, wurden während eines Wettbewerbs, zu dessen Durchführung sie sich die Restaurantküche von Anneliese Fröhlich auserwählt hatten, mir nichts dir nichts ums Eck gebracht. Der eine landete beispielsweise kopfüber im Suppentopf, der andere lag mit dem eigenen Messer erstochen darnieder. Die Zuschauer erfuhren von den Taten lediglich durch die Küchenchefin Madame Petite, die die Opfer in ihren heiligen Hallen selbst entdeckte und lautstark Meldung machte. Obendrein war sie selbst aber mehr als verdächtig, duldete sie doch nur schweren Herzens die prominente Konkurrenz auf ihrem Terrain. Herrlich die impulsiven Auftritte von Alexandra Artemev durch die Küchentür der IGS- Mensa. Sie überzeugte in ihrer Rolle, indem sie stets nervös und hektisch das ständig verschwindende Küchenwerkzeug beklagte und sich lediglich um die, durch den Toten geschmacklich womöglich verdorbene Suppe sorgte. Aber auch die Restaurantbesitzerin Anneliese Fröhlich selbst, an Übergewicht leidend und sehr füllig ausgestattet, hatte ein Tatmotiv. Luisa Baumeister verkörperte die energische und von Genussmitteln gesundheitlich stark in Mitleidenschaft gezogene Grande Dame der Haute Cuisine mehr als treffend. Des Weiteren kam auch eine mit ihr privat gut befreundete Ärztin, die nur „Frau Doktor" oder „Frau Ärztin" gerufen wurde, ebenfalls als Mörderin in Frage, wollte sie doch ihre von hohen Leberwerten geplagte Freundin von den Verführungen aus der Küche erlösen und sie dadurch zu einem bewussteren Lebenswandel führen. Teresa Sesler mimte die stets mit einem Stethoskop geschmückte und fast schon hysterisch an ihren Haaren fummelnde Gesundheitspäpstin sehr gekonnt. Und bis kurz vor dem Dessert war den Zuschauern längst nicht klar, wer nun die Täterin war. Eine schriftliche Abfrage im Publikum wurde zunächst durchgeführt und die Siegerin am Ende mit einer Flasche Wein gekrönt.
Überführt werden konnte als Mörderin letztendlich Assistentin Amelie. Sie gestand ihre jahrelange Verehrung und Zuneigung zu ihrer Chefin und stellte die Starköche kurzerhand kalt, um ihre Chefin vor weiterer Vielfresserei zu bewahren. Angelina Schlegl spielte die zurückhaltende, unglückliche, aber stets loyale Mitarbeiterin gekonnt, zugleich empfing sie die echten Gäste des Abends und moderierte die Gänge des Mordsmenüs an. Ein gekonnter Brückenschlag zwischen Bühne und Realität.
Und während auf der Bühne gespielt wurde, wurde in der Küche völlig unauffällig gespült, vorbereitet, erwärmt, angerichtet und servierfertig gemacht. Gekocht wurde der Hauptgang am Morgen, die Vorspeisen etwas früher und entsprechend gekühlt. Larissa Neufeld, Sandra Fikus, Vivian Schäfer, Maria Hörder, Aurora Cuda-Vutera und der Quotenmann Jean-Luc Didion sorgten dafür, dass die Zuschauer völlig unaufgeregt und sehr professionell verwöhnt wurden. Und die Menükarten auf den wunderschön eingedeckten Tischen machten Lust auf das, was kam: Lachs- und Forellenmousse als Gruß aus der Küche, Feldsalat und Croutons als Vorspeise, dann eine klare Brühe mit Eierstich und revolverförmigen Nudeln, Hirschgulasch mit Rotkohl an Pfirsich und Preiselbeeren, dazu hausgemachte Klöße und karamellisierte Maronen und zu guter Letzt Himbeermascarpone auf Spekulatius. Es war vorzüglich!
Ein großer Dank für einen bezaubernden Abend an die Darstellerinnen, das Küchenteam, die Lehrerinnen, an die ehrenamtlichen Helferinnen in der Küche und an Sebastian Ramsak, der für das Licht und die musikalische Untermalung des Essens sorgte.
Die Gäste waren sich einig: Eine in jeder Hinsicht mehr als gelungene Veranstaltung. Und vielleicht darf man ja auf eine Fortsetzung hoffen.