Episode Abschlussfahrt: Toskana

Von: Jana Guth |

12 Jahre Schule. 12 volle Jahre, in denen wir, der Abiturjahrgang 2023 bzw. Fachabiturjahrgang 2022, gelernt, gelacht, geweint haben. Gekrönt und belohnt wurden diese langen, prägsamen Jahre mit der kürzlich angetretenen Abschlussfahrt in das wunderschöne Fleckchen Toskana, Italien.

Warum ausgerechnet die Toskana? Na, weil wir auf geiles Eis und einzigartige Pizzen und Pasta sowie geniale Strände abfahren! Vorab: wir wurden wahrlich nicht enttäuscht! Die Vorfreude wuchs, der Abschied fiel so manchen semi schwer, anderen eher mehr, und so stiegen wir – nachdem wir alle die Gültigkeit der Personalausweise überprüft und die Schwimmerlaubnisse abgegeben hatten - am Sonntag, dem zehnten Juli 2022 um zehn Uhr abends in den klimatisierten weißen Reisebus, der uns über 13 Stunden lang (mit Pausen) sicher in die italienische Region fuhr. Geprägt war die Fahrt von Überholmanövern, die zur Folge hatten, dass wir die saarländischen Schüler abhängten, was unsererseits zum Teil jubelnd kommentiert wurde, sich aber auch die Meinung auftat, unser Fahrer habe einen sportlichen Fahrstil.

Und doch kamen wir alle – mehr oder weniger ausgeschlafen – am Folgetag gegen elf Uhr im Park „Camping Europa“ in Viareggio, Torre del Lago, an. Das Programm setzte sich aus Stadttouren und Freizeit in den pittoresken Städten Florenz, Lucca und Pisa zusammen, zu denen Schülerreferate eingeplant waren. Strandbesuche erfolgten in der großzügig einkalkulierten Freizeit, die an die Halbtagesausflüge anschloss. Bei Ankunft im Park bezogen wir nicht direkt die Wohnstätten, da diese noch vorbereitet wurden. Stattdessen ließen wir das Gepäck im Bus und machten uns auf zum Strand. Das wunderschöne Landschaftsbild, das sich uns bot, das himmelblaue, angenehm warme Mittelmeer, die weißen Weiten und Dünen dazwischen, der nahezu wolkenlose Himmel und die euphorische Stimmung der Truppe weckten Urlaubsfeeling und innere Freude keimte auf. Die Abschlussfahrt würde schön werden. Womit jedoch keiner rechnete und wir maßlos unterschätzten, war der unfassbar heiße Strandsand, der, da wir unsere Badesachen im Gepäckraum des Busses aufbewahrten, unsere Füße stark in Mitleidenschaft zog. Auch die anhänglichen Stechmücken taten ihr Bestes, uns einen Strich durch die Rechnung zu machen, was sich in den Folgetagen und -nächten bewährte. Dennoch genossen wir es zu relaxen, dem Schulalltag zu entfliehen und unsere Stufengemeinschaft außerschulisch zu stärken. Dies erfolgte vor allem durch gemeinsames Kochen & Essen sowie durch die Abende, die wir als geschlossene Gemeinschaft an jeweils einer der Holzhütten spielend, redend, mit Getränken und Müslischale ausklingend verbrachten. Kleine Wasserspritzpistolen kühlten Geist und Körper vom anstrengenden warmen Tag. Am zweiten Tag trafen wir uns um 08:30 Uhr am Bus und traten die Reise nach Florenz an. Nach etwa zwei Stunden Bus- und S-Bahn-Fahrt erreichten wir die Welthauptstadt der Kunst, achtgrößte Stadt Italiens und größte Stadt der Region Toskana. Frau Schlösser, die Stammkursleiterin des Englisch-Leistungskurses, fungierte als Tourguide und machte ihrer Position alle Ehre: innerhalb weniger Stunden erfassten wir sämtliche Sehenswürdigkeiten, waren erschöpft vom bemerkenswert rasanten Tempo, das wir mit dem Handicap Hitze hinlegten, und nahmen im Anschluss an die Stadttour hungrig original italienische Mahlzeiten ein. Neben dem absolut delikaten Essen und traumhaft cremigen, geschmacksintensiven Eis bewunderten wir die imposanten Bauten, deren grün-, weiß-, rosa-kolorierter Marmor mit aufwändigen, kunstvollen Fassaden, bunten Apsiden, Säulen sowie zierenden Ornamenten, die den Zuschauer in den ästhetischen Bann zogen. Fotos wurden geschossen, unvergessliche Erlebnisse festgehalten. Nennenswert sind hierbei die Kathedrale Santa Maria del Fiore alias der Florenzer Dom, der wahrlich ein Alleinstellungsmerkmal darstellt und sehenswert ist. Der schwarz-weiß-rote Marmor der quadratischen Steine, die gotischen Sprossenfenster und der Glockenturm sind ein wahrer Hingucker! Er steht als viert-größte Kirche Europas (153x38x90m) auf dem Piazza del Duomo und deutet mit seinem Titel auf den symbolischen Gehalt der Stadt, der Lilie, hin. Bis 16 Uhr verfügten wir noch über Freizeit und fuhren im Anschluss zurück nach Viareggio. Schülerfazit zu Florenz: zum Teil tourismusüberflutet, vor allem rund um den Dom, was einen der Hauptwirtschaftszweige der Toskana – den Tourismus – stark verdeutlichte und die Temperaturen an jenem Tag erschwerten den vollständigen Genuss des Florenzer Flairs. Und dennoch: Pizza und Pasta essen, sich ein Eis gönnen, shoppen gehen und durch die Stadt flanieren, Fotos schießen und die Stadt genießen, gehörten zu den Tätigkeiten vieler. Die Souvenirläden in jeder Gasse, Pizzerien um jede Ecke, Eisläden und Imbiss-Buden, die zahlreich auftretenden mobilen und sesshaften Straßenhändler, die sich im Fluss Mugnone spiegelnden Gebäude, die für Italien typischen Steinbrücken darüber sowie das Wahrzeichen selbst und die vorzüglichen Pasta-Gerichte – obgleich sie auch ziemlich sparsame Portionen präsentierten, die sich nicht zum Hungerstillen eignen – ließen die alte Stadt vital wirken und waren den Halbtagesausflug definitiv wert.

Auf Firenze folgte Lucca, die wohl schönste Stadt, die viele von uns jemals zu Gesicht bekamen. Die Aura, die der toskanische Stadtstaat ausstrahlte, war greifbar: saubere idyllische Gassen, wenige mythische und herkömmliche Läden prägten das Stadtbild. Die Gesamtheit der Anmut erfuhren wir dank der atemberaubenden Sicht über die Stadt, für die wir den anstrengenden, mit zahlreichen Treppenstufen versehenen Pfad in Kauf nahmen, um das Plateau zu erreichen. Für viele stellte die Belohnung leider keinen Trost für die für sie überwiegende Anstrengung in der heißen Nachmittagssonne dar. Interessante Namen der urigen Klingelschilder wie ‚Fattorini Pizza‘, versteckte Vespa-Roller, italienische Propaganda an Wänden & Straßenlaternen tapeziert, Postkarten, die Pinocchios Abenteuer illustrieren, aber auch die offensichtliche, weiß strahlende Kirche San Michele in Foro – die zweitbedeutendste Kirche nach dem Dom – sowie die Kirche San Frediano und Porta S. Donato zogen die Blicke auf sich und begeisterten vor allem die Mädels der Truppe, während sich die Jungs eher für Pisa begeistern konnten. Der Halbtagesausflug in letztgenannte Stadt ereignete sich am Donnerstag, dem letzten Tag der Abschlussfahrt, den wir zur Gänze auskosteten. Die Stadttour in der für den schiefen Turm berühmten Stadt starteten wir an besagtem Wahrzeichen. Vereinzelt kam die Meinung in unseren Reihen auf, der Turm sei in unserer Vorstellung erstens größer und zweitens in stärkerer Schieflage, doch sehenswert war er allemal. Interessanter waren jedoch die Touristen, die vor dem freistehenden weißen Glockenturm posierten, die Hand ausstreckten, um Grüße in die Instagramwelt zu senden. Gleichwohl imponierten uns auch die ‚via Leonardo da Vinci‘ -Straße, die alten Bauten mit Gargoyles, die reihenweise auftretenden Laternen mit Füßen am Sockel, der Piazza Gabrialdi mit der Medici-Geschichtekonfrontation, die Chiesa di Santa Maria Della Spina – das Geschichtsmuseum für 2,50€, das lediglich der Stammkursleiter des Biologie-Leistungskurses, Herr Heinen, aufsuchte – sowie die prachtvolle Kathedrale Santa Maria Assunta. Die letzten Souvenirs wurden erworben, das toskanische Flair aufgesogen und die letzten Stunden am Strand verbracht. Wir bräunten uns zum letzten Mal in dem italienischen Sonnenschein, der rapide im Meer versank und mit seinem blutroten Licht für spektakuläre Abschlussbilder der Stammkurse sorgte. Fotos, die an eine unvergessliche Abschlussfahrt des Abiturjahrgangs 2023 bzw. Fachabiturjahrgang 2022 erinnern, an die Zeit, die wir gemeinsam verbrachten.

Nach dem letzten Strandaufenthalt räumten wir die Hütten auf, um am nächsten Morgen nicht ganz so früh aufstehen zu müssen und ließen den Abend wieder mal gemütlich im Kreis beisammen ausklingen. Der Abfahrtstag kam und wir leerten stressfrei die Holzhäuschen, frühstückten in aller Ruhe und trafen uns – nach der Hütten-Kontrolle der Parkfachkräfte – um 08:30 Uhr am Bus zur Abfahrt: es hieß ‚Ciao‘ sagen. Die lange Busfahrt fand diesmal tagsüber statt, was uns leider einen Tag Toskana kostete, doch genossen wir die Aussicht auf die malerische Landschaft, deren Gebirgsketten mit dem dahinter liegenden Mittelmeer, Wälderhügel, zum Teil versiegten Flüssen (Italien leidet unter der derzeitig herrschenden Dürre) sowie den auf Terrassen errichteten Häusern in schwindelerregenden Höhen, überwiegend in den hellen Farben gelb, orange, rosa vertreten, mit grünen bzw. braunen Klappläden an den Fenstern, den in den Felsabhängen stehenden Überlandleitungen. Der atemberaubende Blick auf die Symbiose von der Schönheit der Natur und der von Menschenhand gefertigten Landschaft wurde von trostlos vorbeiziehenden, tristen Betonwänden und Lärmschutzmauern verborgen. Die Freiheit schwand dahin. Die Abschlussfahrt war vorüber.

Nach 13 Stunden Fahrt kamen wir an der IGS in Schönenberg-Kübelberg an und wurden gegen halb elf von unseren Abholern begrüßend empfangen. Abschließendes Fazit: Trotz langer, auslaugender Fahrt, sportlicher Betätigungen unter heißer Sonneneinstrahlung, verbrannter Füße, Weckerkomplexen (Disparitäten zwischen Weckzeit und tatsächlichem Aufstehen sowie dem Auseinandersetzen komplexer Mechanismen, um den Wecker auszuschalten), Orientierungsschwierigkeiten (wenn selbst Google Maps versagt), den teilweise einseitigen Mahlzeiten und relativ hohem Tourismusaufkommen, empfanden wir die Abschlussfahrt als gelungen, da wir genügend Freizeit und wundervolles, italienisch-toskanisches Flair genießen durften. Das Essen in der Region war ausgesprochen wohlschmeckend und einzigartig, unsere gemeinsamen Abende gemeinschaftsstärkend und gemütlich. Die Halbtagesausflüge wirkten auf uns anstrengend, zahlten sich aber aus und waren gut geplant. Florenz, Lucca und Pisa lohnten sich definitiv, doch Lucca strahlte die meisten ‚Italien-Vibes‘ aus. Um es mit den Worten zu sagen, die manche von uns vertraten: „Wir hätten eigentlich auch alles sein lassen können, außer Strand. Der Strand hat alles wett gemacht!“

 

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