Alle Träume von der grenzenlosen Freiheit eines Lebens ohne rechtliche Konsequenzen scheinen in der Netzwelt wahr geworden zu sein. Das ‚Refugium‘ des pädophilen Papa Sims lässt keine Wünsche offen, die Besucher können dort ihre dunkelsten Fantasien ausleben – völlig unbehelligt von Gesetz oder Moral - ist dies doch ‚nur‘ virtuell, sind dies doch ‚nur‘ Avatare, alles reine Fantasie.
Das sieht die Ermittlerin Morris in Jennifer Haleys preisgekröntem Stück ‚Die Netzwelt‘ ganz anders und versucht, dem Betreiber des Refugiums das abscheuliche Handwerk zu legen, denn ist es nicht so, dass Bilder Tatsachen erschaffen und Wünsche erst geweckt werden? Das Stück wirft eine Menge verstörender Fragen auf und am Ende ist nichts so wie es am Anfang scheint. Beide Seiten argumentieren schlau und nachvollziehbar.
Zum Glück verzichtete die Inszenierung auf Schockeffekte, doch die angedeuteten Handlungen reichten für gruseliges Kopfkino bei weitem aus. So waren die Schülerinnen und Schüler des Fachbereichs DS, die es am Freitag, dem 27.04.18 im zweiten Anlauf endlich in die ‚Netzwelt‘ geschafft hatten, auch absolut beeindruckt von der eineinhalbstündigen, sehr intensiven Vorstellung auf der Werkstattbühne. Der Inhalt des Stückes ist längst keine Zukunftsmusik mehr - kennen wir doch alle Menschen, die viel Zeit in virtuellen blutspritzenden Gefechten verbringen – wie wirkt sich das auf ihr reales Verhalten aus? Soll man Gewaltspiele verbieten? Kann und/oder muss das Internet zensiert werden? Fragen zur Mediendebatte unserer Zeit.