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Jugendoffiziere der Bundeswehr besuchen die IGS Schönenberg-Kübelberg

Am Dienstag, den 22.06.2021, hielt die Jugendoffizierin Frau Hauptmann Fiack, die als Referentin für ,,Sicherheits- und Verteidigungspolitik‘‘ Schulvorträge und Seminare anbietet, begleitet von den beiden Jugendoffizieren, Hauptmann Heim und Hauptmann Bommersbach, die bereits früher unsere Schule betreut hatten, einen Vortrag über die Sicherheitspolitik, die Rolle der Streitkräfte in der Gesellschaft und die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Anwesend waren die Schüler/innen des Wahlpflichtfaches ,,Wirtschaft und Technik‘‘ der Klassenstufe 9 mit ihrem Lehrer Herrn Wilhelm und weitere Teilnehmer der MSS 11 und 12 an der Integrierten Gesamtschule Schönenberg-Kübelberg/ Waldmohr.

Zunächst stellte sich Frau Hauptmann Fiack mit ihrem Werdegang vor. Seit 2008 ist sie in der Bundeswehr aktiv. Danach begann ihr spannender Vortrag über die Sicherheits- und Verteidigungspolitik, bei welchem den Teilnehmern des Vortrags die „Maslow-Pyramide“ erklärt wurde. Die Bedürfnispyramide nach Maslow besagt, dass gleich nach den Grundbedürfnissen das Bedürfnis nach Sicherheit steht. Schließlich folgen die sozialen Beziehungen, die soziale Anerkennung und die Selbstverwirklichung, also die Entwicklung der in der eigenen Person angelegten Fähigkeiten. Außerdem zeigt die Bedürfnispyramide die Wichtigkeit der Sicherheit, denn diese ist nach den Grundbedürfnissen ein großes Anliegen der Menschen.

Anschließend wurden wir darüber aufgeklärt, dass der oberste Befehlshaber der Bundeswehr der/die Bundesminister/in der Verteidigung ist, welche momentan Annegreth Kramp-Karrenbauer ist, bzw. im Verteidigungsfall die Bundeskanzlerin, Angela Merkel. Dabei wird Frau Kramp-Karrenbauer vom Generalinspekteur der Bundeswehr, derzeit Eberhard Zorn, beraten und bei Entscheidungen unterstützt. In Bezug dazu klärte uns Hauptmann Bommersbach auf, dass die Bundeswehr eine ,,Parlamentsarmee‘‘ ist, was bedeutet, dass der Bundestag die wichtigsten Entscheidungen, wie Auslandseinsätze, trifft. Aufgrund des dunklen Kapitels des Dritten Reiches von 1933-45, als die Nationalsozialisten über Deutschland herrschten und nur der Reichskanzler und Führer als einzige Instanz die Kontrolle über die Wehrmacht hatte, wollten die Gründer der Bundesrepublik Deutschland eine solche absolute Kontrolle über die Armee für die Zukunft verhindern. Die Bundeswehr ist heute mit dem Grundgesetz sehr verbunden, denn laut Artikel 87a des Grundgesetzes stellt der Bund die Streitkräfte nur für die Verteidigung auf und es ist ausdrücklich verboten, einen Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat zu führen. Nach der bedingungslosen Kapitulation des NS-Regimes am 8.Mai 1945, wurde das damalige Deutschland in vier Besatzungszonen geteilt, unter anderem unter die französische, amerikanische, britische und auch sowjetische Zone. Das Ziel der Alliierten war die Entnazifizierung, die Demokratisierung, die Demilitarisierung und die Demontage der deutschen Kriegsindustrie. Doch da die Sowjetunion und auch die Westalliierten unterschiedliche Vorstellungen hinsichtlich eines Nachkriegsdeutschlands hatten, wurde eine Teilgrundlage für die Entstehung des Kalten Krieges erschaffen. Während die Sowjetunion ein sozialistisches und diktatorisches System verfolgte, waren die Westalliierten, vor allem die USA, mit der westlichen Demokratie und der kapitalistischen Marktwirtschaft verbunden. Unter dem Kalten Krieg versteht man die Phase von 1947-1991, bei der es zu einer Auseinandersetzung kam zwischen den zwei Systemen, also dem freiheitlich-demokratischen Westen und dem sozialistischen Ostblock unter Führung der UdSSR, wobei es jedoch nie zu einer offenen militärischen Konfrontation der beiden Blöcke kam, sondern lediglich zu Provokationen oder Stellvertreter-Kriegen, wie z. B. im Korea-Konflikt 1950-1953. Des Weiteren war Europa vom Eisernen Vorhang geteilt, da in Osteuropa kommunistische Satellitentaaten gegründet wurden, die unter großem Einfluss der Sowjetunion standen, während im Westen Europas die demokratischen Staaten vorhanden waren. So kam es schließlich am 23.05.1949 zur Entstehung der Bundesrepublik Deutschland und auch des Grundgesetzes, unserer Verfassung. Neben der Bundesrepublik Deutschland, die ein westdemokratisches System aufwies, wurde auch die DDR gegründet, die ein sozialistisches System verfolgt realisierte und unter massivem Einfluss der UdSSR stand. Im selben Jahr wurde das Militärbündnis ‘‘North Atlantic Treaty Organization‘‘, kurz NATO, gegründet. Außerdem ist die NATO ein Sicherheitsbündnis mit dem Hauptsitz in Brüssel, das als Sicherheitsallianz die weltweite Stabilität mit gewährleisten soll. Dieser Allianz traten damals zwölf europäische und nordamerikanische Staaten bei, welche sich gegen die Sowjetunion ausrichtete und ein wichtiger Aspekt, der zu nennen ist, ist der Artikel 5. Laut diesem Artikel kommt es zum Ausruf des Bündnisfalls bei einem Angriff auf ein NATO-Mitgliedes, was bedeutet, dass alle NATO-Staaten die Pflicht haben, Beistand zu leisten und sich gegenseitig zu helfen. Darüber hinaus sind heute 30 Staaten Mitglieder der NATO. Neben der NATO entstand der Warschauer Pakt, unter Leitung der UdSSR, und die Hauptaufgabe der NATO bestand im Kalten Krieg darin, die Sicherheit und Freiheit der Mitglieder durch Abschreckung und ständige Abwehrbereitschaft zu garantieren. In der jungen Bundesrepublik Deutschland war die Frage der Wiederbewaffnung sehr umstritten, da viele Menschen aufgrund des zerstörerischen Zweiten Weltkrieges alles Militärische strikt ablehnten. Doch die Konfrontation zwischen dem Westen und der UdSSR machte eine Positionierung und einen Beitrag zur Verteidigung des Westens schließlich unverzichtbar. Insbesondere führte der Koreakrieg von 1950-53 zu einer größeren Sorge vor dem Kommunismus im Westen, aber auch in der Bundesrepublik, weswegen es zu einem Umdenken in der deutschen Bevölkerung, aber auch bei den Großmächten, wie die USA oder Großbritannien, kam. Der Koreakrieg von 1950 bis 1953 war ein militärischer Konflikt zwischen der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea), mit Unterstützung der kommunistischen Volksrepublik China,  und der Republik Südkorea, die durch die NATO, insbesondere durch die USA, unterstützt wurde. 1950 brach auf der Halbinsel Korea somit ein erster Stellvertreterkrieg aus. Korea war seit 1945 von den USA (Südkorea) und der UdSSR (Nordkorea) in zwei Besatzungszonen aufgeteilt worden. Doch als die nordkoreanische Armee die Grenze zum Süden überschritt und die US-amerikanischen Militärbasen attackierte, griffen die USA mit UN-Mandat in den Krieg ein und unterstützten Südkorea. Dabei erhielten die Nordkoreaner die Unterstützung von China und der UdSSR, dennoch endete der Krieg 1953 mit der Teilung in Nord- und Südkorea. Ein wichtiger Schritt für die Wiederbewaffnung war die Unterzeichnung der Pariser Verträge am 23. Oktober 1954. Damit endete das Besatzungsstatut für die Bundesrepublik Deutschland und der Weg für eine Mitgliedschaft in der NATO war frei. Im Mai 1955 trat die Bundesrepublik Deutschland schließlich dem Bündnis bei und durfte auch eigene Streitkräfte aufstellen. Dabei erhielt die junge Bundeswehr große Unterstützung von der NATO und es kam zur Einführung der Wehrpflicht im Jahr 1956, damit die Bundeswehr auch eine schlagkräftige Truppe besaß. Der militärische Neubeginn war dennoch auch ein moralischer Neubeginn. So existiert das Konzept der „Inneren Führung“, womit ein Leitbild erschaffen wurde, welches die Werte und Normen des Grundgesetzes verwirklicht. Dabei ist der ,,Staatsbürger in Uniform‘‘ seinem Gewissen verpflichtet und soll stets nach ethisch-moralischen Prinzipien handeln. Da die Bundeswehr nicht nur für die Verteidigung zuständig ist, sondern auch für Hilfdeinsätze, kam es 1960 zum ersten Auslandseinsatz in Marokko, der jedoch nicht aus Kampfhandlungen bestand. So kam es in Agadir zu einem schweren Erdbeben, bei dem viele Menschen ihr Leben oder ihre Häuser verloren. Dabei unterstütze die Bundeswehr die dortigen Hilfskräfte mit Medikamenten, Lazaretten und Sanitätssoldaten. Diese Hilfsbereitschaft sehen wir auch heute in der Corona-Pandemie, denn die Bundeswehr hilft den Landesregierungen beim Impfen oder auch beim Testen. Ein weiteres Beispiel für die Hilfsbereitschaft der Bundeswehr erwies sich in der Hamburger Sturmflut. Durch den damaligen Polizeisenator und späterem Bundeskanzler Helmut Schmidt engagierten sich Kräfte der Bundeswehr und der NATO bei der Rettung von vielen Menschen und mit der Lieferung von Hilfsmitteln. Doch die Bundeswehr wandelte sich in den folgenden Jahrzehnten, so auch beim Zerfall des Kommunismus und der UdSSR. Nach dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands, wurde die Armee der DDR, die Nationale Volksarmee, aufgelöst und in die Bundeswehr eingegliedert. Trotz der unterschiedlichen Erziehung in der damaligen DDR konnten sich viele Bürger aus der ehemaligen DDR in die Bundeswehr integrieren. Gleichzeitig fand auf dem Balkan der blutige Zerfall Jugoslawiens statt, bei dem es zu brutalen Genoziden kam, weswegen sich die Bundeswehr im Jahr 1999 zum ersten Mal in einen militärischen Konflikt zusammen mit der NATO begab, bei dem die Bundesrepublik Jugoslawien ohne UN-Mandat bombardiert wurde, um den Kosovo-Krieg zu beenden und die serbischen Sicherheitskräfte aus der Region Kosovo zum Rückzug zu zwingen, da sie massive Verbrechen an die albanische Zivilbevölkerung verübt hatten. Trotz allem gelang es der Bundeswehr, den Frieden auf dem Balkan zu sichern. Auch wenn der Kommunismus zerfiel, kam es zu einer nächsten Bedrohung für die NATO und für die Bundesrepublik Deutschland, nämlich durch den  islamistischen Terrorismus, der mit dem 11. September 2001 begann. Da die USA angegriffen worden waren, rief der 43. Präsident der USA, George W. Bush, den Bündnisfall aus und es kam zum Krieg gegen den Terror, zudem sich die Bundesrepublik Deutschland ebenfalls verpflichtete. So wurde die Taliban-Regierung im Zuge der Invasion Afghanistans im Jahr 2001 gestürzt und die Bundeswehr half auch bei der Demokratisierung und Aufbau des Landes. Trotzdem ist der Krieg gegen den Terror nicht gewonnen und die Bundeswehr befindet sich seit 2001 weiterhin in Afghanistan, wobei der Abzug der internationalen Truppen bis zum September 2021 geplant ist. Insgesamt soll die deutsche Sicherheitspolitik mithelfen, den Weltfrieden zu sichern. Dazu gibt es Systeme kollektiver Verteidigung, wie die NATO, und es gibt Systeme kollektiver Sicherheit, wie die UNO. Die UNO, oder auch die Vereinten Nationen, sind ein zwischenstaatlicher Zusammenschluss von 193 Staaten, die versuchen, den Frieden zu sichern und Konflikte zu entschärfen. Von den 193 Staaten sind 15 engere Mitglieder im UN-Sicherheitsrat vertreten, wobei fünf Mitglieder ständig dabei sind, also China, Russland, USA, Frankreich und Großbritannien. Des Weiteren wurde die UNO nach dem zweiten Weltkrieg gegründet mit dem Hauptsitz in New York City. Außerdem sollte erwähnt werden, dass die NATO, insbesondere auch Deutschland, oftmals im Auftrag der UNO handelt, um den Frieden in einem bestimmten Gebiet zu stabilisieren. Damit versucht man ggf. auch einen neuen Weltkrieg zu verhindern, wobei man auch Blauhelmsoldaten in Krisengebiete schickt. Im Ausland hatte die Bundeswehr im Auftrag der UNO Einsätze in Bosnien, Kosovo, Sudan, Libanon, Uganda, Kongo, Afghanistan oder auch mittlerweile in Mali durchgeführt. In Mali unterstützt die Bundeswehr die französische Armee bei der Terrorismusbekämpfung und bei der Stabilisierung des Landes. Mittlerweile ist die Sicherheitspolitik nicht nur vom radikalen Terrorismus bedroht, sondern auch vom Klimawandel, der zu Wasserknappheit und Hungersnöten führt und somit ein Nährboden für weitere Konflikte geschaffen wird, welche dramatische Folgen auf die Zivilbevölkerung haben. Außerdem bedroht auch der rechte Extremismus das Zusammenleben und die Sicherheit der Gesellschaft.

Nach dem Vortrag beantworteten alle drei Jugendoffiziere engagiert unsere Fragen zum Thema Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

Im Namen der IGS Schönenberg-Kübelberg bedanken wir uns ganz herzlich bei Frau Hauptmann Fiack für diesen spannenden Vortrag!

 

 

 

 

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